Billigwelpen

AUFEGWACHSEN IM KELLER - DAS GESCHÄFT MIT DEN BILLIGWELPEN

Ich bin gelernte Tierpflegerin und habe 12 Jahren in Tierheimen gearbeitet. Meinen ersten Hund, der mittlerweile sieben Jahre alt ist, habe ich aus einem Tierheim. Er war ein kleiner Welpe, seine „Schwester“ hat ihre ersten Wochen, bis zur Vermittlung, auch bei mir verbracht. Klingt romantisch und schön? Ein kleiner Welpe? Es war schön, aber da gab es auch noch eine ganz andere Seite .....

 In meinem dritten Ausbildungsjahr standen Welpen vor dem Tor, ausgesetzt in einem Pappkarton. Sie hatten Durchfall und waren in einem erbärmlichen Zustand. Ich war mit einer anderen Tierpflegerin die Erste, die die sechs kleinen Welpen gesehen hat. Es waren keine Geschwister, sie sahen alle unterschiedlich aus und vermutlich zwischen vier und sechs Wochen alt. Nie werde ich diesen Anblick vergessen, nicht den Geruch und auch nicht den Zustand, anders kann man es leider nicht nennen. Wir haben die Welpen sofort in die Tierklinik gefahren, sie wurden durchgecheckt, bekamen Futter und es wurden Tests gemacht. Vier der Welpen waren relativ schnell wieder fit, sie waren eine Woche in der Klinik, aber sie waren auf dem Weg der Besserung. Für Zwei der Welpen kam die Hilfe der Tierärzte zu spät, sie sind noch in der Klinik verstorben. 

Die vier Welpen, die überlebt hatten, waren noch viel zu jung und mussten weiterhin behandelt und intensiv betreut werden. Einer dieser Welpen lebt, seitdem er die Tierklinik verlassen konnte, bei mir. Sein Name ist Lennard. 

Warum ich diese Geschichte erzähle? Weil Lennard einer von vielen ist. Einer von vielen Welpen, deren Leben schon früh bedroht war. Ein Welpe einer Hündin, die wo auch immer lebt, gehalten wird, vermutlich als Gebärmaschine, damit Menschen Hunde billig kaufen können, Hunde, deren Gesundheit fraglich ist. Hunde, die in Umgebungen aufwachsen, in denen niemand seinen Welpen sehen möchte. Hunde, die später krank werden. Hunde, die eventuell verhaltensauffällig werden. Hunde, die oft in Tierheimen landen. Ich habe in den 11 Jahren in denen ich in Tierheimen gearbeitet habe, viele solcher Billighunde erlebt, sie sind nicht schlechter oder besser als andere Hunde, aber sie sind verdammt schlecht aufgewachsen und haben die wichtigsten Wochen Ihrer Welpenzeit in einem Keller oder einem Verschlag gehaust. Tun mir diese Hunde leid? Ja definitiv! Würde ich aus diesem Grund einen Billigwelpen kaufen? Um Ihn zu retten? Auf keinen Fall, so schwer es auch ist, aber die Nachfrage bestimmt das Angebot und jeder, der so einen Welpen kauft, kurbelt das Geschäft an. Ich bin Besitzerin eines solchen Hundes, eigentlich habe ich zwei solcher Hunde. Meine Hündin Ida wurde von ihren Vorbesitzern auf einem Parkplatz gekauft. Dann wurde sie weiterverkauft, Welpen für eBay wurden produziert und dann kam sie ins Tierheim. Klingt furchtbar und das ist es auch. 

Schon seit einigen Jahren nehme ich Welpen, die im Tierheim landen in Pflege, viele von Ihnen gehörten keiner bestimmten Rasse an, viele hatten keinen Chip und waren viel zu jung, um überhaupt schon von der Mutter und den Geschwistern getrennt zu werden. Ich denke, viele dieser Welpen waren billig! Schnell gekauft und schnell wieder abgeschafft, ausgesetzt weil sie nerven, nicht stubenrein sind oder krank. Auch Lennard ist nicht gesund, seine Vorderbeine haben eine Fehlstellung und mit sieben Monaten war er das erste Mal nicht mehr in der Lage aufzustehen. Seit zwei Jahren kann er manchmal nicht mehr laufen und muss sich setzen. Er ist, dank guter Tierärzte, die ihn und mich begleiten, in ständiger Behandlung und gut versorgt. Gesund war er aber nie und wird es auch nicht sein.

Dieser Gedanke nicht viel für einen Hund zahlen zu wollen, ist der Hauptgrund für dieses Geschäft. Es blüht regelrecht. Doch was tun, wenn der 200-Euro-Welpe am dritten Tag heftige Durchfälle bekommt, nicht mehr fressen mag, Fieber hat? Dann muss ein Tierarzt her. Diese stellen häufig fest, dass der gekaufte Hund viel jünger als angegeben ist und die Impfungen nicht zum Alter des Hundes passen. Dann steht häufig eine langwierige Behandlung an, die viel Geld kostet. 

Hat der Käufer also Geld gespart? Nein! Und er hat geholfen die Welpenproduktion am Leben zu erhalten. 

Manchmal sitze ich vor meinem Hund, vor dem Hund, der mit vier Wochen in einem Karton lag, und frage mich, wie es seinen Geschwistern und seinen Eltern wohl heute geht.

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